Mit Nina(links) zu Besuch auf Elenas Familienlandsitz
Am Bahnhof in Maloyaroslavets angekommen wurde ich bereits von einem Internetkontakt namens Dmitriy Vatolin
und seiner Nachbarin Nina abgeholt. Die beiden leben in
Kovcheg, einem vegetarischen Ökodorf in der Kula Region, welches im Jahr 2002 gegründet wurde und 2009 den offiziellen Dorfstatus erhalten hat. Die Fahrt dorthin dauerte
eine gute Stunde, obwohl das Dorf nur etwa 30 km von
Maloyaroslavets entfernt liegt. Der Grund für die lange Fahrt sind die letzten 14 km der Strecke, welche über eine Erdstraße mit großen Schlaglöchern führt. Die
Straße war in schlechtem Zustand und Dmitriy musste langsam fahren und die Löcher so gut wie möglich umfahren. Trotzdem war es eine
sehr holprige Fahrt, die ich mir nicht regelmäßig zumuten
wollen würde. Nina sagte einmal, dass es in Russland einen Witz gibt mit der Frage: „Woran erkennt
man in Russland, dass es sich um eine Straße handelt? Ganz einfach,solange man dort gehen kann, ist es auch eine Straße, die befahren werden kann!“ Sie erzählten mir, dass Nazi-Deutschland beim Russlandfeldzug die schlechten Straßen in Russland unterschätzt hatte, zum
Vorteil der russischen Bevölkerung.
In Kovcheg angekommen, fuhren wir im Schritt-Tempo durch das Dorf, auf jeder Seite waren die Hecken der Familienlandsitze zu sehen, manchmal
schon groß gewachsen, manchmal noch recht klein. Wir fuhren am Gemeinschaftshaus und der Schule
vorbei, dem Feuerwehrhaus, dem Laden und fuhren durch das ganze Dorf.
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Straße in Kovcheg, rechts und links die Hecken der Landsitze
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Wir ließen Nina aussteigen und fuhren noch etwa 150 Meter weiter, bis wir bei Dmitriys Landsitz angekommen waren. So wie auch Andrey in Slavnoje,
lebt auch Dmitriy am Rande der Siedlung, nahe am Wald. Dmitriy lebt mit seiner Lebensgefährtin Valia und ihren 2 Kindern aus einer vorherigen Ehe zusammen auf ihrem 1 ha großen Landsitz. Er hat das
ganze Jahr über seinen eigenen Honig aus natürlicher Bienenhaltung und ist weitgehend Rohköstler.
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Dmitrijs selbstgebaute Solarkiste zur Bienenwachsgewinnung
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In der Woche, in der ich in seinem Haus wohnte, hatte er zu Mittag und zu Abend nur frisches Gemüse aus seinem Garten gegessen. Das war meist
eine Mischung aus roten und gelben Tomaten, Gurken, Paprika, Salaten und
Beeren. Valia und die Kinder haben neben Rohkost auch Gekochtes gegessen. Unterhalten haben wir uns auf Englisch, so hatten die Kinder und Valia eine Möglichkeit sich in der anerkannten Weltsprache zu üben.
Dimitrij mit der Nachbarsziege
Das Besondere an Kovcheg ist, dass sie das Land kostenfrei von der regionalen Regierung bekommen haben, allerdings nur für eine
Langzeitpacht von 50 Jahren. Das Land bestand zuvor aus ausgelaugten Feldern und Wiesen
mit sehr nährstoffarmen Böden. Doch innerhalb weniger Jahre haben sie es in eine schöne Siedlung verwandelt, mit lebenden Zäunen (Hecken), einer Fülle an Bäumen und Häusern für Familien, in denen auch Kinder
geboren werden. Bei einem gemeinsamen Spaziergang zeigte mir Dmitriy das Dorf mit den unterschiedlichsten und innovativsten Häusern. Nebenbei erwähnte
er, dass sie mittlerweile in Kovcheg ein Feuerwehrhaus haben, weil schon einige Häuser hier abgebrannt seien. Ich war sehr erstaunt darüber, aber es zeigte die Lockerheit
der Russen. Passiert ist zum Glück niemanden etwas, aber ihre Lektionen gelernt haben sie, indem sie jetzt bei Holzhäusern die Sicherheitsabstände beim Ofen- und Schornsteinbau
beachten.
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Gemeinschaftshaus Südseite
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Das erste Gebäude, das in Kovcheg errichtet worden war,war das Gemeinschaftshaus im Zentrum. Dieses Haus hat eine Küche und mehrere Räume, die als Klassenräume für den Schulunterricht oder
als Tanz-, Kunst- und Seminarräume Verwendung finden.
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Ein Klassenzimmer
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Im Gemeinschaftshaus finden auch die
Treffen der Dorfbewohner statt, in denen Siedlungs-Entscheidungen mit einer 75Prozent Mehrheitsabstimmung beschlossen werden.
Ich war von der Tatsache beeindruckt, dass in diesem aus 79 Familien bestehenden Ökodorf mehrmals pro Woche u.a. Tanz, Aikido und
Yogastunden abgehalten werden. Das Gemeinschaftshaus ist also im Zentrum des Dorfes und kann somit von allen Landsitzen aus durch einen kleinen Spaziergang
oder per Fahrrad erreicht werden. Da zeigte sich der Vorteil in einer Siedlung zu leben, die sich auf 1 ha Land geeinigt hat. Es ist dadurch kompakter
und man kann seine Nachbarn, das Gemeinschaftshaus, den Laden oder die Gemeinschaftssauna einfacher erreichen und kommt nicht in Versuchung das Auto
dafür zu verwenden, so wie ich das in Slavnoje(siehe voriger Artikel) erlebt habe, wo manche Menschen 3, 4 oder sogar 5 ha Land besitzen. Ich persönlich fände eine Größe
zwischen 1 und 1,4 ha pro Landsitz optimal. Je nach Wunsch und Bedarf sollte eine Familie einen entsprechend großen Landsitz einnehmen
dürfen.
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Gemeinschaftshaus Westseite
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Und der dritte Familienlandsitz, den ich besonders fand, ist der von Tatjana. Sie ist eine der wenigen Menschen in Kovcheg, welche die Ideen und
praktischen Tipps der Anastasiabücher auch tatsächlich in die Praxis umsetzt.
Entsprechend schön ist ihr Familienlandsitz und die Energie war, verglichen mit der Energie anderer Landsitze, deutlich höher. Bei ihr habe ich das erste Mal die alte
russische Heilmethode „Pravilo“ kennengelernt und gleich ausprobieren dürfen. Dabei wird der ganze Körper gestreckt, indem beide Hände und Beine in
vier Richtungen gezogen werden. Eine Wohltat für den Körper und den Geist. Besonders fand ich auch den Ahnenhain von Tatjana. Sie hat ihre Mutter auf ihrem
Land begraben und dort einen Baum gepflanzt. Es sah schön aus und ich fühlte mich berührt davon. Fotografieren wollte sie mich diese Stelle aber nicht lassen,
was ich vollkommen akzeptieren konnte. Es ist für sie wahrscheinlich ein heiliger und intimer Platz. Sonst konnte ich alles fotografieren was ich
wollte.
Pravilo bei Tatjana
Tatjanas Teich
Erdkeller bei
Tatjana
Eines Abends nahmen Dmitriy und ich die
Fahrräder und fuhren zur Gemeinschaftssauna. Diese operiert täglich das ganze Jahr über. Dreimal pro Woche gibt es Männer-Sauna, dreimal Frauen-Sauna und einmal Familien-Sauna. Die Sauna befindet sich neben einem kleinen Fluss mit einer schönen Badestelle. Zuerst haben wir in der Sauna richtig geschwitzt und dann ging es ab zum kalten Fluss, um dort zu baden. Es war eine angenehme Erfahrung, die ausgiebig mehrere Male an diesem Abend wiederholt wurde. Im Vorraum zur Sauna machten wir Rastpausen und tranken guten Tee, mit Dmitriys Honig gesüßt. Ein schönes Erlebnis! Die Sauna dient als toller Ort für Gesundheit und Entspannung, gleichzeitig ist sie ein Ort für natürliche Kommunikation und Organisation und bietet Raum, um sich über diverse Angelegenheiten auszutauschen. Zum Beispiel war mit uns zusammen ein Mann in der Sauna, der in Kovcheg Holz erntet, verarbeitet und verkauft. Dmitriy sagte ihm, dass er mehr Holz bei ihm bestellen will und er nun bereit sei es zu kaufen. So gibt es durch die Gemeinschaftssauna und andere Gemeinschaftseinrichtungen also einen natürlichen regelmäßigen Kontakt und die Dinge können natürlich fließen, ohne dass man wegen jeder Kleinigkeit das Telefon benützen müsste. Es gibt genug Chancen, sich im Fluss des Lebens zu begegnen.
An einem Tag waren wir zu einer Hochzeit in Kovcheg eingeladen. Es kamen
Menschen, sowohl von außerhalb als auch von innerhalb der Siedlung. Das Brautpaar führte uns durch sein Land und erzählte uns, was es schon gemacht hat bzw. wo sie was in Zukunft
erschaffen wollen. Im Anschluss gab es ein buntes Buffet. Als Geschenk gab ich dem Hochzeitspaar ungeschälte Zedernüsse aus Sibirien, worüber sie sich freuten.
Brautpaar und Hochzeitsgäste
Das Brautpaar
Gegen Ende meiner Kovcheg-Reise luden mich Nina und ihre Nachbarn ein, mit ihnen auf ein Festival namens „Ökotechnologie Festival“
mitzukommen. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Wir fuhren etwa 3 Stunden bis zum Festival, welches am Gemeinschaftsplatz einer Siedlung namens „Immerwährende Familie“
stattfand. Das Festival empfand ich als sehr schön. Es kamen Leute von unterschiedlichen Siedlungen zusammen und hatten eine ideale Möglichkeit, sich
auszutauschen. Es gab verschiedene Zelte, Tipis, Bühnen oder freie Plätze in der Natur, wo Leute Workshops angeboten haben und ihr praktisches Wissen und ihre Erfahrungen geteilt haben.
Themen wie natürliche Kindererziehung, biologische-Technologie vs. technokratischer Technologie, Selbstversorgerwissen, Wissen über Musik, natürlichen Hausbau und Reinigung, die
bewusste Zeugung von Kindern uvm. wurden vermittelt. Ich nahm an einer wunderschönen Heilungs- und Gebetszeremonie für die Freiheit und
das Glück aller Wesen teil. Abends wurde getanzt und es
gab ein schönes Lagerfeuer, wo ein Barde seine schönen Lieder darbot. Geschlafen wurde im eigenen Zelt auf der Wiese oder im
Wald. Auf dem Festival lernte ich sehr liebe Menschen kennen, und wann immer Leute realisierten, dass ich nicht aus Russland komme,
sondern aus einem anderen Land, waren sie sehr interessiert und strahlten mich an.
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Svetlana, Stefan, Nina und Maria beim Festival
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Sie waren meist neugierig und wollten wissen, was mich denn hierher nach Russland führe. Einmal hatte ich ein längeres
Gespräch mit zwei herzlichen Frauen aus Moskau, namens Maria und Svetlana. Ich fragte sie u.a. zu ihrer Einstellung in Bezug auf Homosexualität.
Ich wollte durch empirische Feldbefragung selbst herausfinden, wie die allgemeine Einstellung in Russland gegenüber Homosexualität sei. Sie
erzählten mir, dass man in Russland Homosexualität als eine Art Krankheit betrachtet. Jedoch sei es eine heilbare Krankheit. Svetlana erwähnte, dass sie selber Therapeutin ist und sagte mir, dass sie schon mehrere
Männer von Homosexualität geheilt habe. Einer davon sei nun ein guter Freund von ihr. Sie arbeitet nach einer Methode von Arny Mindell, welche process
work (deutsch Prozessarbeit) genannt wird.
Brot und Salz werden bei einer Friedenszeremnie gereicht
Ein Workshop im Grünen
Eine Unterhaltung mit einem russischen Barden ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Leider erinnere ich mich nicht mehr an
seinen Namen. Er ist geschätzte 50 Jahre jung, hat einige Jahre in Neuseeland gelebt und strahlte sehr viel positive Energie aus. Er erzählte mir,
er sei sich sicher, dass wir im vollen Umbruch leben und es nur mehr wenige Jahre dauern würde, bis sich massive Änderungen zum Positiven einstellen würden.
Er sagte mir, er habe schon 1985 absehen können, dass die Sowjetunion nicht mehr lange bestehen
würde. Er hatte den Leuten zu erzählen begonnen, dass die Sowjetunion in wenigen Jahren vorbei sein würde. Die Leute hielten ihn für verrückt, zu
überwältigend groß und mächtig erschien dieses politisch-militärische Machtgefüge. Doch er sollte recht behalten
und es ging schneller, als sich viele das vorstellen konnten. Und an so einem Punkt seien wir auch jetzt. Seine Zukunftsprognosen für die nächsten Jahre
und Jahrzehnte inspirierten mich und gaben mir ein gutes und zuversichtliches Gefühl. Ja, es wird gut werden auf Erden, und wir sind dabei!
Geschrieben von Stefan Veda
für die Liebe und das Leben!
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Hendrik kosters (Sonntag, 13 Juni 2021 05:38)
Als Holländer finde ich euren Webseite sehr einladend, und Leidenschaftlich und Familiär zusammengebaut/Erstellt.
Ich Versuche Bald auch mein Glück in euren Welt ein neues Leben beginnen, im Einklang mit Muttererde, und Großvater Sonne,�.
Ich Versuche noch einige Deutschen und Holländer auch in ein Freies Leben, in der Natur sich damit vertraut zu machen. Ich hoffe das ihr mir bei Aktualisierungen, oder Neuigkeiten mich benachrichtigen werdet, da würde ich euch sehr Dankbar für sein.
Bis Bald.
Liebe Grüße
Von der Fliegende Holländer
Hendrik K.
hensioux@gmail.com.