Von Stefan Veda, Regisseur des Dokumentarfilms „Ein neues Wir“ und Mit-Begründer von L.O.V.E.-Productions
Der Dokumentarfilm "Ein neues Wir" zeigt anschaulich, wieviele unterschiedliche Wege es gibt, in Gemeinschaft oder einem Ökodorf zu leben. Wer sich für das Thema begeistert, sollte sich zuerst über die eigenen Bedürfnisse klar werden, denn jedes Lebensmodell ist so individuell, wie wir es selbst sind. Die Bandbreite des modernen Terminus "Gemeinschaft" ist groß und reicht von der Studenten-WG über Co-Housing-Projekte oder die einkommensteilende Kommune bis hin zu modernen Ökodörfern.
Wie sieht denn nun mein persönliches, ideales Ökodorf aus, nachdem ich all diese unterschiedlichen Projekte, während der Dreharbeiten für "Ein neues Wir", gesehen habe?
Mein persönliches, ideales Ökodorf vereint die Vorteile des gemeinschaftlichen Lebensstils mit den Vorteilen des individuellen, privaten Lebensstils. Hier ist die Struktur des Ökodorfs so aufgebaut, dass jede (Seelen)-Familie ein Land von ca. 1 ha bis 1,5 ha zur Verfügung hat, um dort ihren "Raum der Liebe"* zu kreieren und sie die Besitzer** dieses Landes sind. Dazu gibt es auch ein Dorf-Zentrum, welches genau wie früher als Almende, Allgemeinbesitz und Gemeinschafts-Grund dient und von allen Mitgliedern des Dorfes mitbesitzt wird (möglicherweise mit Hilfe eines Vereins). Hier werden die Vorteile von gemeinschaftlichem Leben erfahren. Da gibt es Gemeinschaftseinrichtungen und Geräte wie z.b. gemeinsame Waschmaschinen, einen Projektor für Filme und Präsentationen, einen Veranstaltungssaal, eine Tauschbörse, einen "alles-Gratis-Shop" uvam. Hier ist der Platz für gemeinsame Aktivitäten wie Yoga, Kurse, Filmvorführungen oder Sportarten, oder einfach nur für gemütliche Gespräche mit anderen Bewohnern. Es gibt keine festgelegten Termine für gemeinsame Mahlzeiten (können jedoch stattfinden, wenn diese von Bewohnern organisiert werden), sondern eher spontane Zusammenkommen, z.b. beim Picknick auf der Wiese.
Die Autos befinden sich außerhalb der Siedlung, es gibt ein organisiertes "Car-Sharing".
Was die Menschen in diesem Ökodorf zusammenhält, sind gemeinsam geteilte Werte und lichtvolle Visionen und Aspirationen für die gesamte Schöpfung. "Liebe für alles" ist das zugrunde liegende Prinzip und die Motivation, die von diesen Menschen geteilt wird.
Ich denke, der Vorteil von diesem Modell ist, dass es den Individuen und Familien große Freiheit gibt. Da jede (Seelen)-Familie ihren eigenen Lebensraum, Freiraum, "Raum der Liebe" hat, müssen sie keine Energie aufwenden, um weniger relevante Dinge zu diskutieren, wie z.B. " Sollen wir die Tomaten nun hier pflanzen, oder dort?" Es braucht dann anschließend darüber keine einstündige Diskussion geben, weil 20 Menschen erfahrungsgemäß und naturgemäß eine unterschiedliche Meinung haben.
In meiner idealen Siedlung haben die dort lebenden Menschen einem allgemein anerkannten Satz an Vereinbarungen zugestimmt, wie z.B. ausschließlich biologischem Landbau, Respekt und Fürsorge für alle Lebewesen usw.
So genießen die Bewohner große Freiheit, Ruhe und Individualität, während sie gleichzeitig den Genuss erfahren, ähnlich gesinnte Nachbarn und Freunde um sich zu haben, mit denen sie ganz nach Belieben zusammenarbeiten, teilen und feiern können, wann immer sie wollen.
Die (Seelen)-Familien können auf ihrem Platz eine paradiesische Oase erschaffen, in natürlicher Kooperation mit Pflanzen und Tieren. Dieser Raum bietet eine große Vielfalt an Obst- und Nussbäumen, Beerensträuchern, Gemüsesorten, Pilzen, Kräutern und Blumen, die uns das Leben verschönern und Fülle geben. Alles in diesem Raum der Liebe wird den dort lebenden Menschen dienen und lieben, von den kleinsten Blumen und Insekten, bis hin zu den größten Bäumen und Tieren. Es ist der perfekte Ort für die eigene fortschreitende Selbst-Realisation, um der beste Mensch zu werden, der man sein kann.
Natürlich gibt es auch Nachteile in meinem idealen Ökodorf. Einer ist, dass man mehr Geld braucht, da ein Mensch bzw. eine Familie ja ein größeres Stück Land von ca. einem Hektar kaufen und verwenden wird. Ein anderer ist, dass das Teilen von Ressourcen bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt ist. So wäre es natürlich kosteneffizienter, in einem größeren Mehrfamilien- oder Mehrparteienhaus zu und sich eine Toilette, ein Badezimmer, eine Küche, usw. zu teilen. Jedoch wird dieser Nachteil durch den sehr einfachen Lebensstil der verschiedenen Menschen in meiner idealen Siedlung, kompensiert. Und wie oben erwähnt gibt es dennoch eine bedeutende Anzahl an Ressourcen, die im Dorf geteilt werden können.
Kurz und prägnant die Fakten meines idealen Ökodorfs:
− ca. 10-50 ha Land
− ca. 10 bis 30 Familienlandsitze (1 ha – 1,5 ha)
− ca 1 ha – 1,5 ha Gemeinschaftsplatz im Zentrum
− Individueller Landbesitz der Familienlandsitze
− Gemeinsamer Landbesitz des Gemeinschaftszentrums
− gemeinsam geteilte Werte: "Peace-Food"***, Nachhaltigkeit, spirituelles Wachstum, Ahimsa, etc.
− Jede Teilnahme an der Gemeinschaft ist freiwillig und geschieht aus freiem Willen
− andere geteilte Werte: Streben nach "peace-food-Selbstversorgung", naturnahem Lebensstil, etc.
− Homeschooling-/Unschooling-Projekt für die Kinder
− Inspiration für andere Menschen durch unser einfaches, glückliches und gesundes Leben
− Nachhaltige Technologien und Energiesysteme, Kompost-Toiletten, Pflanzenkläranlagen, etc....
− gemeinsame Verwendung verschiedenster alltäglicher Ressourcen wie Waschmaschinen, Kommunikationseinrichtungen, Computertechnik, Autos, etc...
− Probezeit für Neukommende für eine bestimmte Zeitperiode
*Raum der Liebe ist eine Wortschöpfung von Vladimir Megre in den "Anastasia"-Büchern. Es ist der Landsitz und individuelle Lebensraum einer Familie. Es ist ein Platz, der in Richtung eines Selbstversorger Paradies-Gartens mit Haus strebt und alle Bedürfnisse der Erwachsenen und Kinder, die darauf leben, erfüllt. Er unterstützt sie auch im Entfalten des unermesslichen Potentials, welches im Menschen liegt. Der Raum der Liebe ist ganz einfach die materielle, äußere Ausdrucksform und Verlängerung des inneren spirituellen Selbst.
** Wenn jemand das Dorf verlässt, wird das Land natürlich nicht verkauft, sondern an Neuzugänge weitergegeben. Alle Mitglieder des Dorfes sollten mit der neuen Person, die dort leben möchte, einverstanden sein.
*** Als Peace-food verstehe ich gewaltfreie Ernährung (Ahimsa=Gewaltfreiheit). Da es schwierig ist, gewaltfreie Lebensmittel von Tieren zu bekommen (auf Grund ihrer Natur und der Natur des Menschen), bezieht sich dieser Ausdruck vorwiegend auf pflanzliche Lebensmittel. Diese sind leichter auf eine Ahimsa-Art zu bekommen (besonders Früchte) und tragen deshalb zum globalen Friedensfeld bei. Peace-food schließt tierische Produkte wie Honig, Milch oder Eier nicht aus, wenn sie freiwillig und von Herzen von den Tieren gegeben werden. Jedoch schließt es Produkte aus, wo Gewalt gegenüber den Tieren (wahrscheinlich) stattgefunden hat, oder stattfinden wird. Dies ist in keiner Weise ein Nachteil für uns, weil der menschliche Körper durchaus in der Lage ist, durch pflanzliche Lebensmittel Höchstleistungen und Spitzengesundheit zu erreichen und es viele lebende Beweise dafür gibt: Dr. Will Tuttle, Storm Talifero, Dr. Douglas, uvam.
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Maria (Freitag, 08 Juni 2012 06:43)
wow die Vorstellung gefällt mir gut, so würden wir uns (Regenbogenstamm) auch unser zukünftiges Ökodorf vorstellen können.
Wir sind momentan eine kleinen Interessengruppe, die ein Stück Land sucht um harmonisch und autark und auf ganz einfache Weise leben zu können. Wir haben euren Film "Ein neues Wir" gesehen und darauf ein par Gemeinschaften widererkannt, die wir bereits besucht haben. Schön, wenn immer Menschen, diesen Wegen folgen. :)
Ich finde eure Arbeit super. Danke, dass ihr das macht.